Dinklage

Kath. Pfarrkirche St. Catharina

Mit dem 1350 konsekrierten Kirchbau trennte Dinklage sich als eigenständiges Kirchspiel von der Mutterkirche in Lohne. Nach dem Dreißigjährigen Krieg wurde die Kirche erneuert und 1727 nochmals vergrößert. Die heutige dreischiffige neugotische Hallenkirche ist ein Bau von August Hanemann (Münster) aus den Jahren 1875–78. Mit 72 Metern hat Dinklage den höchsten Kirchturm im Oldenburger Münsterland. Dinklage ist eine der wenigen noch eigentständigen und noch nicht fusionierten katholischen Kirchengemeinden im Oldenburger Land.

© Gabriel Isenberg, 2021
© Gabriel Isenberg, 2021

Orgel von Siegfried Sauer (Höxter) aus dem Jahr 1991.


I. HAUPTWERK (C–a³)
Principal 16'
Principal 8'
Doppelflöte 8'
Spillpfeife 8'
Gamba 8'
Oktave 4'
Traversflöte 4'
Quinte 2 2/3'
Oktave 2'
Cornett 5f. 8' (ab cº)
Mixtur 5f. 2'
Kleinmixtur 3f. 1'
Trompete 16'
Trompete 8'
Tremulant

Koppel III–I

Koppel II–I

Zimbelstern (vorgesehen)

Glockenspiel (vorgesehen)

II. RÜCKPOSITIV (C–a³)

Gedeckt 8'

Quintade 8'

Principal 4'

Spitzflöte 4'

Flachflöte 2'

Oktävlein 1'

Sesquialtera 2f. 2 2/3'

Dulzian 16'

Krummhorn 8'

Tremulant

Koppel III–II

III. SCHWELLWERK (C–a³)

Bordun 16'

Holzprincipal 8'

Bleigedackt 8'

Salicional 8'

Vox coelestis 8'

Ital. Principal 4'

Nachthorn 4'

Violine 4'

Rohrnasat 2 2/3'

Schwiegel 2'

Terz 1 3/5'

Sifflet 1 1/3'

Glöckleinton 3f. 4'

Mixtur 5f. 2 2/3'

Basson 16'

Trompette harm. 8'

Hautbois 8'

Vox humana 8'

Clairon 4'

Tremulant

PEDAL (C–g¹)

Bordun 32'

Principal 16'

Subbaß 16'

Oktavbaß 8'

Gedacktpommer 8'

Choralbaß 4'

Bauernflöte 2'

Mixtur 5f. 2 2/3'

Posaune 16'

Holztrompete 8'

Zink 4'

Koppel III–P

Koppel II–P

Koppel I–P


64-fache Setzeranlage mit Sequenzern, 4-faches Registercrescendo, Zungenabsteller.

Schleiflade, mechanische Spieltraktur, elektrische Registertraktur.


Die neue Orgel ist die dritte Orgel, die in der neuen Kirche St. Catharina erklingt. Die erste aus dem Jahre 1866 wurde aus der alten Kirche übernommen und auf drei Manuale mit vierzig Registern erweitert. Sie stammt von der Orgelbaufirma Kröger aus Vechta. Die Traktur dieser Orgel ging sehr schwer, die Windladen waren zu eng und der Klang nicht kräftig genug, so daß die Orgel 1912 repariert und neu intoniert wurde. Heute würde dieses Instrument vermutlich unter Denkmalschutz stehen. Seine vollkommene Instandsetzung und Restaurierung jedoch käme teurer als der Neubau der jetzigen Orgel. Damals allerdings entschloß man sich, nur das Notwendigste zu reparieren. 1934 wurde dann von der Fa. Breil aus Dorsten eine neue Orgel hergestellt. Diese Orgel hatte 41 Register auf vier Manualen und Pedal mit elektrischer Traktur. Viele Orgeln aus jenen Jahren haben wegen ihres schlechten, zeitbedigten Materials und ihrer unglücklichen Konzeption kaum fünf Jahrzehnte überlebt. Wo man dagegen die Orgeln aus dem 17. und 18. Jahrhundert erhalten hat, erfreut man sich heute noch ihrer Schönheit, und niemand käme auf die Idee, sie gegen eine moderne Orgel einzutauschen.

So galt es, bei einem Orgelneubau in St. Catharina vor allem das zur Grundlage zu machen, was sich Jahrhunderte lang im Orgelbau bewährt hat: Schleifladen mit mechanischer Traktur, gutes Pfeifenmaterial, ein geschlossenes Gehäuse aus gutem Holz und eine werkgerechte Anordnung. Darüber hinaus sollte die neue Orgel aber auch in der Lage sein, moderne Orgelliteratur wiederzugeben, ohne daß der Organist allzu große Konzessionen und Kompromisse in der Darstellung des Kunstwerks eingehen muß. Dafür ist eine elektrische Registertraktur mit entsprechend vielen Kombinationen notwendig, die vor allem im liturgischen Orgelspiel dem Organisten eine große Hilfe ist.

Die mechanische Traktur ist für die Kraftübertragung von der Taste zum Ventil notwendig. Der Organist hat also einen direkten Kontakt zum Ventil, so daß eine nuancierte Windzuführung die Folge eines nuancierten Anschlages der Taste ist. Aufgrund der höheren und differenzierteren Anschlagssensibilität kann der Organist die Musikstücke ihrer Art gemäß mit mehr Gefühl interpretieren.

Das Wichtigste an einer Orgel ist und bleibt das Pfeifenwerk. Das Pfeifenwerk besteht aus mehreren Registern, die sich in Lautstärke, Klangfarbe, Tonhöhe, Bauform, Material, Funktion und Mensur unterscheiden. Es gibt zwei Grundformen von Pfeifen: die Labialstimmen, die ihren Ton ähnlich erzeugen wie eine Blockflöte, und die Zungenstimmen, bei denen der Ton durch ein schwingendes Messingblättchen (eben die Zunge) entsteht.

Das klangliche Gerüst einer Orgel wird durch den Prinzipalchor gebildet. Dazu gehören alle Prinzipale und Oktaven und als Klangkrone die Mixturen. Der silberhelle Glanz wird vor allem durch das Orgelmetall, eine Legierung aus Zinn und Blei, erreicht. Je mehr Zinn, um so stabiler, leichter und unempfindlicher sind die Pfeifen. Sie verändem ihre Intonation nicht und fördern die angenehme Obertönigkeit. In schlechten Zeiten nahm man Zink statt Zinn und wurde meist dafür bestraft: die Orgeln verloren schnell ihre Qualität, wenn sie überhaupt je eine besaßen.

Entscheidend für den Klang sind auch die Mensuren, das Verhältnis von Querschnitt und Länge einer Pfeife. Die streichenden Register sind eng mensuriert, die Flöten sind weit mensuriert, Prinzipale haben eine mittlere Mensur.

Da es sich in St. Catharina um eine völlig neue Orgel handelt, wäre es unklug gewesen, den Schwerpunkt der Registerwahl auf nur eine Epoche zu legen, wie man es bei der Restaurierung historischer Orgeln selbstverständlich tun muß. Die Orgel wurde mit vielen Klangfarben reich bestückt, ohne daß man besonders ausgefallene Register finden wird. Sicherlich ist der Bordun 32' im Pedal auffällig: Er soll der Orgel in dem großen Kirchenraum das nötige Fundament bei allen Lautstärken geben. Es ist das einzige Register dieser Größe im Oldenburger Land, wie überhaupt die neue Orgel momentan die größte Orgel im Oldenburger Land ist. Herauszuheben sind auch die zahlreichen Zungenstimmen, die dem Instrument eine prächtige Klangfarbe geben und sich besonders zur Darstellung der französischen Orgelmusik eignen, die bekanntlich zu den bedeutendsten musikalischen Traditionen in Europa zählt.

Dem tragen auch die streichenden Register wie Gambe, Vox Celestis, Salicional und Violine Rechnung. Die Gambe stammt dabei aus der alten Orgel; sie war neben Glöckleinton und Spitzflöte das besterhaltene Register, das ohne Bedenken in die neue Orgel eingebaut werden konnte. Dem Fachmann fällt sicherlich auch die Violine 4' deshalb auf, weil es sich hier um das dritte Register dieser Fußlage im Schwellwerk handelt, das an den meisten neueren Orgeln dieser Größe fehlt und deshalb besonders bei den Interpretationen der Werke Max Regers oft vermißt wird.

Auf einen zweiten Prinzipal 8' oder einen Doppelprinzipal ist in dieser Orgel bewußt verzichtet worden, statt dessen ist einer Doppelflöte 8' der Vorzug gegeben worden, um auch die so oft in der Orgelmusik verlangte „große Flöte“ einsetzen zu können.

Gegenüber vier labialen Registern in der 8'-Lage sowohl im Hauptwerk als auch im Schwellwerk fällt freilich das Rückpositiv in dieser Hinsicht etwas ab. Aber man kann das verantworten, weil dieses Werk mehr in den Kirchenraum ragt als die anderen und damit an Klangstärke keineswegs in den Hintergrund treten wird. Auch das Pedalwerk hat, sieht man einmal von dem Bordun 32' ab, für eine Orgel dieser Größe nur das Notwendigste. Dem einen oder anderen Organisten werden sich da sicherlich noch einige Lücken auftun; dem kann man nur entgegenhalten, daß auch bei Orgeln dieser Größe die materiellen Grenzen zu einigen Kompromissen zwingen. Und dennoch kann man behaupten, daß es kein Orgelstück gibt, das auf dieser Orgel nicht zu realisieren wäre. Der Autor dieser Zeilen beneidet daher alle die Kollegen, die in aller Regel auf dieser Orgel spielen dürfen. Der Kirchengemeinde St. Catharina dürfen alle danken, die noch Freude an der Musica Sacra haben, eine solche Orgel möglich gemacht zu haben, die – soli deo gloria – die kirchenmusikalische Kultur in unserem Lande einen großen Schritt weiterbringen wird.

Werner Haselier, 1991


Chororgel

© Gabriel Isenberg, 2021
© Gabriel Isenberg, 2021

Fahrbahre Orgel von der Fa. Matthias Kreienbrink (Osnabrück), angeschafft 2003.


MANUAL (C–f³)

Gedackt 8' B/D

Rohrflöte 4' B/D

Prinzipal 2' B/D

Quinte 1 1/3' B/D

Mixtur 2f. B/D


Mechanische Schleiflade.


Daten zur Orgelgeschichte

1630  Eine Orgel wird erwähnt.

1680  Orgelneubau durch Hans Hinrich Reinking (Bielefeld), I+aP/9.

1781  Orgelneubau durch Hinrich Just Müller (Wittmund), II+aP/19. (Die Reinking-Orgel kommt nach Holdorf.)

1866  Orgelneubau durch J. B. Kröger & Söhne (Goldenstedt), II+P/25. (Die Müller-Orgel kommt auch nach Holdorf.)

1881  Übertragung in die neue Kirche und Erweiterung durch Arnold Bernhard Kröger (Goldenstedt), III+P/40.

1934  Orgelneubau durch Franz Breil (Dorsten), IV+P/41.

1991  Orgelneubau durch Siegfried Sauer (Höxter-Ottbergen), III+P/54.

2008/09  Reinigung durch die Fa. Westfälischer Orgelbau Siegfried Sauer (Höxter-Ottbergen).

 

CHORORGEL

2003  Anschaffung einer fahrbaren Chororgel von Orgelbau Matthias Kreienbrink (Osnabrück), I/5.


Diskographie

Orgelmusik zu St. Catharina, Dinklage

Werner Haslier spielt an der Siegfried-Sauer-Orgel Charles M. Widor [5. Symphonie] und Louis Vierne [3. Symphonie].

CD: polyphonia F-7493



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D-49413 Dinklage, Am Kirchplatz

Quellen und Literatur:

W. Schlepphorst: Der Orgelbau im westlichen Niedersachsen, 1975

F. Schild: Orgelatlas der historischen und modernen Orgeln im Gebiet der Kath. Kirche im Oldenburger Land, 2011 (unveröff.)

BMO Vechta, Akten Orgelsachberatung

Letzte Änderung: 23.03.2022.