1268 wurde von Westerburg aus eine Kapelle in Wardenburg gegründet, die im Spätmittelalter zum Marienwallfahrtsort wurde. Auf den Grundmauern dieser Kapelle, die 1538 in einer Fehde zwischen der Grafschaft Oldenburg und dem Hochstift Münster niedergebrannt wurde, entstand 1578 die heutigen Kirche. Turm und Chor sind moderne Anbauten von 1959/60. 2012 fanden umfassende Restaurierungsarbeiten statt.
Orgel von Johann Dietrich Busch (Itzehoe) aus dem Jahr 1737.
Nach mehreren Umbauten techischer Neubau von Werner Bosch (Niestetal) im Jahr 1974.
I. HAUPTWERK (C–g³)
*Gedackt 8'
*Principal 4'
*Gemshorn 4'
*Quinte 3'
*Octave 2'
*Sesquialter 2f.
Mixtur 4f. 11/3'
Dulcian 16'
Trompete 8'
Koppel II–I
II. BRUSTWERK (C–g³)
Flöte douce 8'
Gedackflöte 4'
*Waldflöte 2'
Scharf 3f. 1'
PEDAL (C–d¹)
Subbaß 16'
Octave 8'
Octave 4'
Spillpfeife 2'
Mixtur 4f. 2'
Fagott 16'
Koppel II–P
Koppel I–P
* Register von 1737.
Mechanische Schleiflade.
1485 Eine Orgel ist vorhanden. Diese wird spätestens 1538 zusammen mit der Kirche zerstört worden sein.
1737 Neubau durch Johann Dietrich Busch (Itzehoe) nach einem Dispositionsvorschlag von Christian Vater (Hannover) von 1732, II+aP/13.
1821 Reparatur durch Anton Franz Schmid (Quakenbrück).
1844/45 Dispositionsänderungen und Einbau eines selbständigen Pedals durch Johann Claussen Schmid [II] (Oldenburg), II+P/16.
1930 Restaurierung mit durchgreifenden klanglichen und technischen Änderungen durch Gebr. Rohlfing (Osnabrück), II+P/19.
1960 Umbau mit Dispositionsänderungen durch Alfred Führer (Wilhelmshaven), II+P/19.
1967 Balgerneuerung durch Alfred Führer (Wilhelmshaven).
1974 Technischer Neubau mit Dispositionsänderung und Erneuerung von Trakturen und Windladen durch Werner Bosch (Niestetal), II+P/19.
2001 Reinigung durch Werner Bosch Orgelbau (Niestetal).
Am 25. August des Jahres 1737 kam der 37-jährige Orgelbauer Johann Dietrich Busch aus Itzehoe mit einem Gesellen nach Wardenburg. Mit sich führte er ein umfangreiches Pfeifenwerk von 13
Registern. Bis zum 29. September, innerhalb von fünf Wochen, konstruierte er zum ersten Mal eine Orgel an diesem Ort. Er hatte den Hauptteil einer schaffensreichen Karriere noch vor sich. Seine
Glanzzeit kam später in Hamburg und Schleswig-Holstein mit einigen bekannten Originalbauten.
Dieser zweite Bauauftrag als Leiter einer Itzehoer Firma seit 1728 geschah auch dieses Mal nach den Plänen eines etablierten Vorreiters, nämlich Christian Vater. Dieser ist bekannt z.B. durch
die berühmte, neu restaurierte Orgel der alten St.-Johannes-Kirche von Wiefelstede. Christian Vater hatte keine Zeit, den Auftrag in Wardenburg selbst durchzuführen.
Die Orgelbautradition mit ihren Gepflogenheiten hatte bis dahin eine Standardisierung erfahren. Denn es war ein Trend von zahlreichen Neubauten im norddeutschen Raum seit dem ausgehenden 17.
Jahrhundert angelaufen, angeführt durch die effiziente und große Unternehmenskultur von Arp Schnitker, der ursprünglich aus Golzwarden in der Wesermarsch stammte.
Der äußere Stil der Orgel von St. Marien ist daher identisch mit vielen Instrumenten, die in gleicher Weise in Kirchen der Weserregion und Ostfriesland zu sehen sind. Charakteristisch ist der
Prospekt, die so bezeichnete Front, mit seinem Prinzipal-4-Fuß-Register, welcher bis heute kunstvoll die Originalpfeifen in symmetrischer Anordnung vorzeigt. Wichtig war die Aufteilung in
mindestens zwei Werke und zwei Manuale: Sozusagen zwei Orgeln in einer, nämlich ein Hauptwerk und ein Nebenwerk – aufgrund seiner Lage vor der Tastatur als Brustwerk bezeichnet. Diese Anlage
sollte die kontrastreiche Wiedergabe der Literatur und Spielweise ermöglichen, charakterisiert durch Teilung von Haupt- und Nebenstimmen sowie kontrastierende Effekte im Spiel. Diese
Kompositions- und Improvisationspraxis war bestimmend für die norddeutsche Barockkulter vertreten durch z. B. Dietrich Buxtehude, Georg Böhm, Vincent Lübeck u. v. m.
Erst über hundert Jahre später wurde in das vergleichsweise kleine Gehäuse ein Extra-Pedalwerk eingebaut mit den zusätzlich charakteristischen Stimmen Subbass 16' und Fagott 16', welche in
dieser Orgel ungewöhnlich leise klingen.
Somit haben wir heute zwar das historische Erscheinungsbild und seine Klangzutaten, jedoch kaum im Original, sondern während der 60er und 70er Jahren des letzten Jahrhunderts
rekonstruiert.
In der modernen Szene für historische Orgelpraxis konnte sich diese Orgel nicht etablieren. Das hat v. a. mit ihrem Klang und den Änderungen im Kirchenraum zu tun. Zu nennen sind der allzu
schwache Winddruck, welcher die jeweiligen Register einzeln kaum stützt, sowie der verlängerte Orgelboden mit dem ausgelegten Teppich, welcher zu viel von dem Klang für den Kirchenraum
zurückbehält. So muss man heute üppig registrieren um den Klang bei größerer Besuchszahl durchzusetzen.
Quelle: www.ev-kirche-wardenburg.de
Weihnachtliche Blockflötenklänge in den Kirchen Wardenburgs
Aufnahmen des Blockflötenorchesters Wardenburg
unter Mitwirkung von Andreas Kettmann an der Orgel der Marienkirche Wardenburg.
CD-Aufnahme: 2015.
D-26203 Wardenburg, Friedrichstraße (Am Friedhof)
Quellen und Literatur:
W. Kaufmann: Die Orgeln des alten Herzogtums Oldenburg, 1962
F. Schild: Orgelatlas der historischen und modernen Orgeln der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg, 2008
www.ev-kirche-wardenburg.de
Letzte Änderung: 27.02.2021.